If not now, then when?

Bericht 2. Winterkonvoi von Nicola Baloch

An der Grenze…Bericht aus Dvor na Uni, HR Nach 4 Stunden Fahrt kommen wir das Team von Graz:Spendenkonvoi  in Dvor na Uni an, dem kroatischen Grenzort zu Bosnien am schönen Fluss Una.

Im Café OK werden wir von Silvana Ljubisic  und ihren beiden Kolleginnen empfangen, die wie es sich herausstellt, als mobile Community Nurses/Sozialbetreuerinnen in einem EU Projekt (gefördert aus dem ESF) des Rehabilitacijski centar za stres i traumu Zagreb unter der Leitung von Valentina und Supervision von Zdenka arbeiten. Diese Organisation und die  beiden Frauen wiederum waren unsere langjährigen Projektpartnerinnen im „Medical Network for Social Reconstruction“, welches nach den Kriegen am Balkan wertvolle Trauma- und Versöhnungsarbeit für den gesellschaftlichen Wiederaudbau leistete. …Da ist das Eis schnell gebrochen!

Im Rahmen ihrer Arbeit besuchen sie regelmäßig viele Familien und ältere Menschen, die in tiefer Armut leben, oft allein und krank sind, psychische Probleme haben und durch den Krieg vor Jahren an diesem Ort gelandet, um nicht zu sagen gestrandet sind. Sie bemühen sich tw. seit 30!!! Jahren darum, Status zu bekommen und sind immer noch nicht anspruchsberechtigt.

Teilweise wohnen die Familien in verlassenen Häusern, deren Besitzer nie mehr aufgetaucht sind, teilweise in Wohncontainern, weil diese Region vor fast genau 4 Jahren noch dazu von einem schweren  Erdbeben getroffen wurde.

Die Community Nurses sind sehr fleißig und professionell und haben verschiedene Grundberufe. Sie helfen den von ihnen betreuten Familien dort und so wie es nötig ist. Von der Pflege, über Kochen, Putzen, Psychoedukation, Prävention, bis dahin dass sie Vertrauenspersonen sind, die Hoffnung geben und Hilfe zu Selbsthilfe leisten. Sie berichten Valentina in Zagreb von ihren Einsätzen in der Region und bekommen zusätzlichen Support, wenn nötig.

Die Not ist groß hier, vielen Familien fehlt es an allem, Unterstützung durch die Gemeinde?!  Fehlanzeige!

Sie leben von Gelegenheitsarbeiten, von der Sozialhilfe, von bescheidenen Pensionen in der Höhe von 200-300€…Was gebraucht wird, sind Lebensmittel so wie Mehl und Aufmerksamkeit. Ein Besuch, Hilfe im Haushalt, ein freundliches Wort, Pflege von alten und kranken Menschen, etc.

Wir fahren zu Bella nach Hause, einer der Sozialbetreuerinnen Sie hat einen Bauernhof mit Tieren, gerade haben sie ein 300kg Schwein geschlachtet, die Würste hängen schon in der Räucherkammer, im Stall stehen Kühe, am Feld Esel, Hühner gibt es und jede Menge Arbeit, die Bella alleine leistet, weil ihr Mann krank ist. Wie sich da auch noch die Zeit für die Betreuung der Menschen in oft entlegenen Häusern ausgeht, ist mir schleierhaft.

Am Hof angekommen werden wir erstmal auf ein herzhaftes Mittagessen mit selbst gebackenem Brot, frischen Bratwürsteln, Speck und Salami, Spiegeleier und Käse eingeladen. Ajvar darf natürlich auch nicht fehlen. Danach  entladen wir den Transporter und packen 12 Bananenschachteln randvoll mit unseren gespendeten und gekauften Lebensmitteln. Hinzu kommen 100 Euer von Bellas Hühner und 20kg eigene Kartoffeln, Hauben, Süßigkeiten, Spielsachen etc. Wir arbeiten schnell und konzentriert und um 4 beginnen wir bereits mit der Verteilung.

Alle freuen sich, dass wir kommen, wir plaudern ein bisschen, fragen sie und die Projektleiterin Silvana Löcher in den Bauch, überreichen die schweren Geschenkboxen.

Eine Mutter, die gerade vom Holzarbeiten kommt, erzählt wie viel ihr das Projekt bedeutet und meinte, ohne diese Unterstützung hätte sie es überhaupt nicht geschafft. Ein Anderer erzählt von seiner Staatenlosigkeit, die ihn und seinen Sohn belasten. Die dritten treffen wir nicht an, Vater mit Kindern im Wohncontaier allein. Seine Kinder pendeln zwischen Heim, Schule und Papa. Last but not least ein älterer Herr, der aufgrund von Knieschmerzen kaum gehen kann. Er lebt ganz alleine in einem Haus, dass ihm zugeteilt wurde. Keine Familie, kaum Sozialkontakte, kein Geld…

Zurück an Bellas Hof gibt es WIEDER etwas zu essen. Eine Art Pfannkuchen mit Wurst…hvala ali ne mogu!

Reich beschenkt mit vielen Eindrücken, die man als Tourist* in nie bekomnen würde,  ziehe ich mich todmüde zurück in mein Zimmer und verarbeite das Erlebte. Morgen geht es weiter nach Glina. Die Welt ist ein Dorf!!!

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