Matthias Aufinger, 25.3.2016
Während Idomeni im Schlamm versinkt sind Bilder von Kindern die sich ohne Schuhe in den Regen stellen um eine Portion warme Suppe zu bekommen mittlerweile an der Tagesordnung. Das Wetter fegt erbarmungslos über das Lager, reißt Zelte mit sich und durchnässt jeden der sich ins Freie wagt binnen weniger Minuten. Trockene Kleidung wird zum Mythos und unsere Versuche die Zelte zu stabilisieren und wasserdicht zu machen erweist sich als Sysyphosarbeit.
Der Hungerstreik geht weiter und einige trotzen dem Wetter und organisieren einen Sitzstreik auf der Einfahrt zum Lager. Man fragt sich wie verzweifelt Menschen wohl sein müssen um sich freiwillig dieser Tortur auszusetzen.
Im Gegensatz dazu läuft unsere Feldküche derweil auf Hochtouren und schafft es mittlerweile einen ganzen Sektor des Lagers zu versorgen. Auf sechs Sprachen wird gleichzeitig durcheinandergerufen um diese riesigen Mengen an Essen herzustellen und heiß dampft es unter der Zeltplane hervor. Als Ergebnis gingen dafür alleine Heute an die 2000 Portionen über den Tisch. Zusätzlich stellen wir zu jeder Zeit des Tages warmen Tee und Kekse bereit, was gerade bei Schlechtwettertagen wie heute den Menschen hier viel Kraft schenkt. Jeden Tag kommen mehr von ihnen um uns ihre Hilfe anzubieten. „You Help us – We help you“ sagt einer unserer neuen Freunde und setzt sich um 150 Kartoffeln zu schälen. Es ist offensichtlich dass die Leute den Drang haben sich nützlich zu machen, wollen nichts geschenkt haben, sondern ihren Teil dazu beitragen.
Manche die noch ein bisschen Geld für Lebensmittel übrig haben, kochen auf offenem Feuer und laden uns ein mit ihnen zu essen. Während sie uns dann von ihrem alten Leben erzählen und darüber wie sie auf einmal alles verloren haben, sind sie mit Freuden dazu bereit das Wenige was ihnen noch bleibt mit uns zu teilen. Und da ist es schwer zu ertragen, dass unser eigenes Herkunftsland für dieses Desaster mitverantwortlich ist.
Für einen kurzen Moment vergisst man das ganzen Leid und Elend um einen herum und ergibt sich ganz dem schönen Gefühl des Zusammenhalts welches die Menschen so verschiedener Herkunft verbindet. Hier treffen nicht mehr Volunteers auf Flüchtlinge. Es sind Freunde.