Marion Bock, 20.10.2020
Herr A. musste 2015 seine Heimat Syrien verlassen, da er nicht zum Militär eingezogen werden und sich nicht an dem grausamen Bürgerkrieg beteiligen wollte. Er hatte in Syrien ein College für Vermessungstechnik absolviert und bereits 1,5 Jahre Berufserfahrung an großen Bauvorhaben, u.a. in Jordanien, gewonnen.
Die ersten Monate nach seiner Flucht verbrachte Herr A. in Oberösterreich. Nachdem er seinen Asylbescheid erhalten hatte und endlich Arbeit suchen durfte, nahm er an einem Kompetenz-Check des AMS teil. Das Ergebnis war, dass Herr A. über sehr gutes technisches und geometrisches Wissen und CAD Kenntnisse verfügte und nur Praxis mit der aktuellen und deutschsprachigen CAD Version benötigen würde. Zusätzlich wäre ein B1 Kurs hilfreich, damit Herr A. wieder als Vermessungstechniker arbeiten könnte.
Herr A. siedelte nach Graz. Da er von Seiten des steirischen AMS keine Unterstützung bekam, um in seiner Branche arbeiten zu können, er aber nicht länger Mindestsicherung beziehen wollte, nahm er einen Job bei Mc Donalds an, wo er mehr als ein Jahr arbeitete. In dieser Zeit finanzierte er sich selbst einen Deutschkurs und versuchte, sein Fachwissen anhand von Informationen aus dem Internet und Demoversions diverser Softwareprogramme auf dem aktuellen Stand zu halten. Parallel bewarb er sich für offene Stellen bei Vermessungsbüros und Baufirmen – und bekam, sofern er überhaupt eine Antwort erhielt, nur Absagen.
Von einem irakischen Arbeitskollegen bei Mc Donalds, der in seiner Heimat das Studium Kulturtechnik mit Schwerpunkt Wasserbau und Wasserwirtschaft absolviert hatte, hörte er von einem Projekt namens „Make IT Work“, in dem geflüchtete Menschen mit technischen Qualifikationen bei der Jobsuche unterstützt wurden. Er nahm Kontakt mit diesem Projekt auf, und Dank dieser Unterstützung und einer geförderten 3monatigen arbeitsplatznahen Qualifizierung (AQUA) arbeitet Herr A. nun seit 1,5 Jahren als Vermessungstechniker bei einer internationalen Firma, u.a. im größten Eisenbahntunnel der Welt.
Herr A. ist angekommen – im Gegensatz zu vielen anderen schutzsuchenden Menschen hat er es nach ein paar Jahren geschafft, einen Job zu finden, der seiner Ausbildung, seinen Kompetenzen und seinen Interessen entspricht.


