„Wartezone“ Spielfeld 2022

Nicola Baloch, Ulrike Krawagna 13.11.2022 – Infos Petra Leschanz (Border Crossing Spielfeld)

Spielfeld 2022, was für ein humanitäres & politisches Versagen! Nie hätten wir uns gedacht, dass wir nach so kurzer Zeit wieder in Spielfeld kochen müssen….

500 Schutzsuchende, die gerade die ganze Balkanroute hinter sich haben, die meisten aus Syrien. Geprügelt, verletzt, krank, kaputte Schuhe oder Schlapfen, stinkende unzureichende Kleidung, die sie schon seit Wochen tragen, Sommerjacken, Jogginganzüge…..

Sie werden seit Wochen in „Wartezonen“ verschoben, ohne Kleiderausgabe, medizinische Versorgung und völlig unzureichendes Essen (morgens und abends 4 Scheiben Toastbrot und Wasser). Keine Information, kein Internet, keine Ansprechpersonen, nur die Polizei ist vor Ort….und das nicht nur für 48 Stunden, nach denen sie eigentlich in ein BBU Verteilquartier weitergeschickt werden sollten, sondern für inzwischen mindestens 10 Tage, manche wurden schon von mehreren solcher „Wartezonen“ in die nächste geschickt. Sie kommen aus Fabrikhallen oder anderen derartiger „Unterkünften“, mitten in Österreich. Hätten wir es nicht mit unseren eigenen Augen gesehen, wir hätten es nicht geglaubt. Bislang hatten wir solche „Zustände“ nur entlang der Balkanroute gesehen….

So landeten also sukzessive schon bis zu 500 Personen in den Zelten in Spielfeld, die damals für das Grenzmanagement errichtet wurden und seitdem dort stehen, beheizt mit einem Generator, der schon mehrmals ausgefallen ist. Viele sind verletzt oder krank und es gibt einfach NICHTS als diese eine Pritsche im Zelt, ein paar verdreckte Duschen und einen Stromanschluss zum Handyladen.

Wir vom Spendenkonvoi waren dieses Wochenende vor Ort, haben Curry gekocht, Tee ausgeschenkt, Nüsse, Trockenfrüchte und Kekse verteilt. Mit jeder Tasse bekamen wir ein Danke, ein Lächeln, kurze Gespräche. Sie sind ängstlich und warten, ungewiss, was weiter passieren wird. Ums Handgelenk haben sie lediglich ein – für uns verstörendes – gelbes Band mit einer Nummer, das uns zeigt, dass sie zum Asylverfahren zugelassen sind und sie zumindest schon die Erstbefragung hinter sich haben. Jetzt hängen sie aber offenbar irgendwo im Nirvana, in diesen Wartezonen, fest. Die Länder weigern sich ihre Quoten für die Aufnahme von Asylwerbern zu erfüllen, es gibt offenbar weder Plätze in den Verteilquartieren noch in Grundversorgungsunterkünften. Wohin das alles noch führen wird, möchten wir uns nicht ausmalen. Die Leute sind verzweifelt, es wird zu Tumulten führen und wieder als ein Argument für die Politik dienen – selbst herbeigeführt, aber wer fragt da schon groß nach….

Dass derzeit das gesamte Asylverfahren (siehe https://www.bmi.gv.at/301/Allgemeines/Asylverfahren/), wie es rechtlich festgelegt ist, über den Haufen geworfen wird, juckt offenbar niemanden…

Noch schlimmer ist jedoch das menschliche Versagen! Wir fragen uns, das ist unser Anspruch? Das sind die Werte, die wir verteidigen wollen?

Wir werden jedenfalls wiederkommen!

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