Day 2 oder a schöner Schaß – Bericht Nicola Baloch 27.12.2016
Heute musste ich alle bereits und 7:30 aufwecken und aus dem Bett werfen bzw. mit Cappuccinos und Croissants bestechen, damit wir rechtzeitig wie bestellt bei Rob im Warehouse sein konnten, um die große Putzaktion im abandoned building angehen zu können. Leider vergaßen wir den Apartment Schlüssel zuhause, was uns später zum Verhängnis werden sollte. Zunächst aber mussten wir „pünktlich sozialisierten Österreicher“ uns wieder an den Volunteer-Modus gewöhnen, der bedeutet, dass alles relativ ist, allen voran Termine und Treffpunkte. To cut a long story short, begannen wir um 12 als Team von mind. drei volunteer organization einen Rohbau, der als Zwischenlager für Flüchtlinge genutzt wird zu säubern. Die Menschen, die dort eher kurz als lang hausen, haben keine Toiletten, keine Müllsäcke, keine Bindung und damit keine Möglichkeit oder Veranlassung, den Ort sauber zu halten. Nicht sauber bedeutet knöcheltiefer Dreck von leeren Plastikflaschen, verschimmelten Essensresten, versiffter Kleidung, zentimetertiefer Baustaub, Scheiße, Tschickstummeln, Urin, Plastikfetzen, bis zur Unkenntlichkeit aber immer noch stinkendes verrottetes Zeugs auf zwei Ebenen, dem Parterre und dem Keller. Bewaffnet mit Besen, Schaufeln, Müllsäcken und Gummihandschuhen machten wir uns gemeinsam mit den anderen an die Arbeit und waren bald in Staubwolken gehüllt, schweißgebadet mit Blasen an den Händen, staubgefüllten Lungen und insgesamt bis auf die Haut total drecküberzogen. Besonders mitgenommen hat mich heute ein Afrikaner, der im versifften Keller nur auf einer Decke mit Schlafsack lebte, der uns zuerst beobachtete und dann mit angriff und mit mir gemeinsam Sack um Sack füllte. Wir konnten nicht kommunizieren, weil wir keine gemeinsame Sprache hatten, leider. Ein seltsames Gefühl zusammen zu arbeiten, ohne auch nur den Namen des anderen zu kennen, Er wirkte extrem desillusioniert und sehr traurig. Zum Schluss wollte ich ihm 20€ geben, damit er sich was zum Essen kaufen könnte, aber er lehnte es dezidiert ab, weil er dachte, ich wollte ihn für die Arbeit bezahlen. „no, I help“ sagte.
Gemeinsam mit einem tollen Team von insgesamt ca. 15 Volunteers bestehend aus der IHA, dem Team Bananas, uns und einigen Flüchtlingen, wenn ich das richtig im Kopf habe, schafften das ganze Gebäude als Einstand und insgesamt ca. 100 Säcke voll Müll als eine Art Bewährungsprobe unserer Volunteertätigkeit und freuen uns morgen auf erträglichere Einsätze.
Zurück bei Rob haben halfen wir noch ein paar Stunden im Lager, fuhren dann zum Supermarkt für einen Großeinkauf für das Abendessen und Frühstück, nur um festzustellen, dass wir vor verschlossener Tür standen….eine Stunde später rettete uns Uli und Werner kochte einen phantastischen Strudel für uns. Von unserer Vermieterin lernten wir, dass ma nicht-funktionierende Boiler rechts an der Seitenwand mit dem Gemüseschäler schlagen muss, um Warmwasser für die DRINGEND benötigten Duschen zu haben. Nun sind wir wieder mit der Welt versöhnt, satt und zufrieden und nur leicht wund, bereits mit einem Anflug der argen Spatzen, die wir morgen sicher haben werden.
Uli war den Tag über in der Soulfood Kitchen und wird von dort berichten, Amira war im Softex Camp und wird ebenfalls selbst berichten, da ich nicht über etwas schreiben kann, das ich nicht erlebt habe. …stay tuned.