Angekommen – Portrait 12

von Birgit Zepf, 15.12.2020

M. ist ein junger sympathischer, 30jähriger Iraner. Außerdem ist er ein begnadeter Kunstschweisser. Im Iran hat M. eine eigene Firma gehabt.

Schon im Iran hat sich M. intensiv dem Christentum zugewandt, weshalb er auch flüchten musste. Nach seiner dramatischen Flucht ist er 2017 in Österreich gelandet.

In seinem ersten Quartier in Hohentauern war er nahezu alleine, ohne Freunde, ohne Hilfestellungen, ohne Deutschkurs etc.

Deshalb ist er zu seinem Freund in eine Asylunterkunft nach Premstätten übersiedelt, wo wir beide uns auch kennenlernen und anfreunden durften.

M. war überaus glücklich, dass er schnell Anschluss in unserer Pfarre finden hat können und er seinen Glauben endlich frei leben durfte. Er hat sich ehrenamtlich, wo immer er gebraucht wurde, nützlich gemacht. Somit wurde M. auch seitens der Pfarrgemeinde sehr schnell integriert und er hat viele Freunde gefunden.

Im November 2017 ist M. dann in den Pfarrhof übersiedelt, wo er seitdem eine eigene Wohnung bewohnt.

Der Rückschlag kam, als M. vom BFA einen negativen Asylbescheid bekam. Trotzdem hat M. nicht aufgegeben und sehr schnell Deutsch gelernt, obwohl er sich die Deutschkurse und die Bustickets selbst finanzieren musste.

Dank großzügiger Spender war es schließlich möglich, dass M. ein Schweisser-Zertifikat am WIFI-Graz mit großem Erfolg machen konnte. Er hat sodann vom AMS genehmigte Praktikas bei zwei namhaften Firmen als Schweisser gemacht. Von beiden Firmen hat er nach Praktikumsende eine verbindliche Jobzusage bekommen, sobald er eine Arbeitserlaubnis hätte.

Im April 2018 wurde M. im Beisein der gesamten Pfarrgemeinde in der Osternacht getauft, und gefirmt und er hat auch die Erstkommunion empfangen. Für M. war unsere Pfarre, die dem Hl. Thomas geweiht ist, sehr bezeichnend. Hier hat er ein Stückchen “Heimat” gefunden. Der Hl. Thomas ist ihm sehr wichtig, da dieser auch seine Zweifel aussprechen und zulassen konnte, was M. als Moslem im Iran nicht durfte. Somit war es ein großer Wunsch von M., dass er auf den Namen “Thomas” getauft wurde.

Thomas ist sehr wissbegierig und wollte unbedingt noch mehr lernen, sodass er mit dem externen Hauptschulabschluss begonnen hat.

Auch den Hubstaplerschein hat er noch in seiner Asylzeit gemacht und geschafft.

Im März 2019 kam es dann zur mündlichen Verhandlung am BVwG in Wien. Das Interview ist sehr gut verlaufen und 10 Tage später bekam Thomas seinen positiven Asylbescheid.

Jetzt war es Thomas sehr wichtig, mit seiner Vergangenheit nochmals gut abzuschließen, sodass er bei der BH-Graz eine Namensänderung beantragte. Diese wurde bewilligt und Thomas hat jetzt auch offiziell seinen Wunschnamen.

Nach Erhalt des Reisepasses hat Thomas gleich den Mopedführerschein bestanden und ein Moped wurde für ihn gefunden. Somit konnte er dann auch problemlos mit seiner Arbeit bei einer namhaften Firma, wo er auch die Jobzusage bekommen hatte, als Schweisser beginnen.

Mittlerweile spricht Thomas perfekt Deutsch. Er arbeitet sehr gut und fleißig als Schweisser (trotz Corona gehört er zu den wenigen, die nicht in Kurzarbeit sind) und er ist mit seinem Job sehr glücklich. Thomas hat noch immer seine Wohnung im Pfarrhof in Premstätten und möchte von hier auch nicht so schnell weg. Er ist begeisteter Gottesdienstbesucher und hilft noch immer mit, wo er nur kann.

Zur Zeit hat Thomas soeben die theoretische B-Führerscheinprüfung auf Deutsch bestanden und wir sind auf der Suche nach einem Auto.

Ich bin so unendlich froh und dankbar, dass Thomas die Chance bekommen hat, hier in Österreich und mit mir und meiner Familie zu leben. Es hat sich eine tiefe Freundschaft entwickelt und Thomas bereichert uns wirklich sehr. Wir profitieren so sehr von einander und könnten uns kein anderes Leben mehr vorstellen!

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