von Christina Hochfellner, 3.2.2021
What he took with him…
Als A. 2016 aus Afghanistan nach Österreich flüchtete, nahm er so einiges mit. Seinen Frohmut. Seinen ungebrochenen Willen. Seinen Humor. Seine Motivation. Die Erinnerung an seine Eltern, die von den Taliban getötet wurden.
Aber er ließ auch verdammt viel zurück. Seine Geschwister. Seine Schwägerin. An der Grenze auf ewig verschollen.
Als ich A. im Zuge des Deutschkurses kennenlernte, ahnte ich noch nichts von dem Paket, dass er mit sich herumschleppte. Trotz allem hatte er sich seinen Frohmut und seinen Humor behalten. Und seine Motivation. Oh Mann, was A. für einen Lerneifer an den Tag legte. Davon kann sich echt jeder ein Stück abschneiden. Es war also nicht weiter verwunderlich, dass A. in Windeseile Deutsch lernte. Doch er hatte noch weitere Pläne.
Obwohl sein Asylverfahren noch immer nicht abgeschlossen war, wollte er schon beginnen sich hier ein Leben aufzubauen. Also begann er mit dem Pflichtschulabschluss. Da A. ein äußerst intelligenter Bursche ist, benötigte er eigentlich nicht sehr viel Unterstützung. Er bewältigte das Meiste alleine und bat nur selten um Unterstützung. Als jedoch seine Pflichtschulzeit dem Ende zu ging, bildeten wir eine Lerngruppe um für die B1 Prüfung zu lernen. Ich blicke gerne an diese Zeit zurück. A. war mit Abstand der fleißigste. Wenn die anderen eine Pause benötigen, wollte er weiter machen. In den Pausen hatten wir im Park oder auf meinem Balkon auch die eine oder andere Diskussion und auch tiefsinnige Gespräche. Um den Burschen einen Ausgleich zum Lernen zu bieten, besuchten wir z.b. gemeinsam das Klanglicht, gingen wandern oder spazieren. Ich drückte auch bei so manchem Fußballspiel die Daumen.
Je intensiver der Kontakt wurde, desto öfter folgte auch eine Einladung von A. Wie gut ich da immer bekocht wurde. Nur beim Gedanken daran, läuft mir schon das Wasser im Munde zusammen.
Bei unseren zahlreichen Treffen kam natürlich auch einmal die Sprache auf die Zukunftsvisionen der Burschen. A. hatte es sich nach seiner ehrenamtlichen Tätigkeit in den Kopf gesetzt Altenpfleger zu werden. Eine Berufswahl, die wegen seiner ausgeprägten sozialen Ader gut zu ihm passte. Wir erkundigen uns und kamen auf die Ausbildung bei der Caritas.
Die Tage rauschten nur so dahin und A. schaffte den Pflichtschulabschluss mit links. Auch die Ladung für die Verhandlung im Asylverfahren beim BVwG traf ein. Der Termin war genau einen Tag vor seiner Aufnahmeprüfung bei der Caritas. Eigentlich dachte ich, dass er unter diesen Umständen die Aufnahmeprüfung sausen lassen wird, aber A. war so fokussiert auf seine Zukunft, dass er beides bewältigte.
Ich durfte A. dann auch zur Verhandlung begleiten. Als der Richter dann nach der Einvernahme sagte, dass er gleich mündlich das Urteil verkünden wollte, setzte unser beider Herz kurz aus. GsD ging alles gut aus, und dieser tolle Bursche bekam im Österreich Asyl.
Leider hatte er mit der Caritas nicht so viel Glück. Er schaffte zwar die Aufnahme, aber leider bewilligte das AMS die Ausbildung nicht. A. aber hatte genug vom Nichtstun und suchte sich sofort einen Job. Ohne nennenswerte Ausbildung ging er erstmal putzen und machte den Führerschein. Er machte auch ein Praktikum bei Jugend am Werk und fand schließlich eine Lehrstelle als Mechatroniker. Mittlerweile hat er das zweite Lehrjahr positiv abgeschlossen und ich bin verdammt stolz auf ihn.
Dieser tolle, motivierte junge Mann wird definitiv seinen Weg hier in Österreich machen. Gott sei Dank konnte er seinen Frohsinn, seinen Mut, seinen Humor und seine Motivation den langen Weg von Afghanistan nach Österreich mitbringen und vor allem hier bewahren.
Und ich freue mich schon auf unser nächsten Treffen, post Corona selbstverständlich.